Datum: 30.03.2020 | Lesezeit: ca. 4 bis 5 Minuten

Das Video als didaktisches Medium bietet Vorteile von denen Lernende immens profitieren können. Bewegtbildformate setzen nicht nur an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen an (vgl. JIM 2018), sondern ermöglichen, den Lernstoff individuell zu wiederholen, bei Bedarf ein langsameres Abspielen der Inhalte und tragen bei durchdachter Konzeption zum nachhaltigen Lernerfolg bei. Zusätzlich können unterschiedliche Medienelemente wie Texte oder Bilder sowie bewegliche Simulationen oder Abbildungen eingebettet werden, welche den Lerngegenstand anschaulich darstellen. Erklärvideos können zudem flexibel in Lernplattformen wie Moodle, in MOOCs oder auf der eigenen Website platziert werden und ermöglichen so einen zeit- und ortsunabhängigen Zugriff für Nutzende.

Aber worauf ist dabei aus der technischen Perspektive zu achten? In diesem Beitrag möchten wir Ihnen ein paar grundlegende Erfolgsfaktoren für wirkungsvolle Erklärvideos mit an die Hand geben.

In jedem Fall gilt es jede Aufnahme technisch vorzubereiten, das heißt je nach Format für eine gute Beleuchtung bzw. Ausleuchtung des Aufnahmefokus zu sorgen. Wenn beispielsweise Lehrkräfte im Video präsent sind, empfiehlt sich die Verwendung eines neutralen Hintergrunds ohne störende Elemente im Bildausschnitt. Insgesamt sollte bei der Konzeption darauf geachtet werden, dass der Fokus stets auf dem Lerngegenstand liegt und von unnötigen Animationen oder Effekten abgesehen wird, denn diese können hinderlich für die Informationsaufnahme sein. Eine angemessene Balance aus Inhalt und passenden Übergängen sollte dauerhaft angestrebt werden.

Eine Auseinandersetzung mit wichtigen Begrifflichkeiten sowie Methoden aus der Foto- und Filmtheorie kann auch helfen, ein entsprechendes Projekt zielgerichtet umzusetzen. Eine präzise Planung hilft dabei zu ermitteln, welche technischen Ressourcen benötigt werden. Wenn im Rahmen des Videos exemplarisch eine Weitaufnahme („very long shot“) geplant ist, um Landschaften oder die Natur abzubilden, dann bietet es sich möglicherweise an, ein Weitwinkelobjektiv einzusetzen. Bei einem („top-shot“) also der Aufnahme der Vogelperspektive sind Drohnen, die unter anderem auch ausgeliehen werden können, eventuell ein adäquates Werkzeug.

Außerdem sollten Produzenten von Erklärvideos, unabhängig welches Format sie wählen, stets darauf achten, dass bei Tonaufnahmen eine gute Audioqualität erzielt wird. Aus diesem Grund ist zum Beispiel von der Nutzung des internen Mikrofones eines jeweiligen Endgerätes tendenziell eher abzusehen. Ein gutes externes Mikrofon oder ein Headset mit Rauschreduktion sind für qualitative Audioaufnahmen die bevorzugte Variante. Dabei muss auch eine entsprechende Entfernung des Sprechenden vom Mikrofon eingehalten werden, wobei dieser nicht zu nah und nicht zu weit entfernt davon sitzen sollte. Einige Programme bieten beispielsweise auch kurze Tutorials oder Assistenten für eine Audioeinrichtung an, welche durchgespielt werden können. Für eine Tonaufnahme braucht es nicht zwingend ein professionelles Studio, jedoch sollten im Hintergrund keine Geräusche zu hören sein, welche Ablenkungspotenzial bei den Lernenden hervorrufen könnten. All diese Faktoren müssen im Vorhinein geklärt werden und unter anderem auch entsprechende Räumlichkeiten für eine ruhige Aufnahmeumgebung organisiert werden.

Im Bereich der Erklärvideos gibt es zahlreiche Formate aus denen geschöpft werden kann. Hierunter zählen unter anderem: Screencasts, Legetechnik-Erklärvideos, die Aufzeichnung einer Lehrveranstaltung oder eines Webinars, die Trickfilm-Technik, die Greenscreen-Produktion, die Aufnahme von Zeichnungen auf einem Whiteboard sowie Erklärvideos mit Elementen aus Comics oder Cartoons etc..

Bei Videoaufnahmen jeglicher Art sollte formatübergreifend stets eine hohe Ausgabe- und Aufzeichnungsqualität forciert werden. Hier empfiehlt sich eine Videoqualität, mindestens im HighDefiniton Format, mit 720p (Display Resolution) 1280 x 720 Pixeln oder bestenfalls mehr. Essenziell ist der störungsfreie Ablauf ohne ruckelnde bzw. abgehackte Stellen im Video, denn dies kann zu erhöhtem Frustrationspotenzial bei den Lernenden führen und die Lernerfahrung negativ beeinflussen.

Für die Videoaufnahmen an sich, bieten sich unterschiedlichste Endgeräte an, von professionellen DSLR- oder Systemkameras über Tablets bis hin zu Webcams lassen sich hier vielfältige Optionen identifizieren. Auch die meisten modernen Smartphones verfügen über eine integrierte Kamera und bieten teilweise die Möglichkeit 4K-Aufnahmen zu tätigen. Durch unterschiedliche Apps die Videobearbeitung und -schnitt ermöglichen, kann man Lernvideos sogar unterwegs bearbeiten und dabei ein angemessenes Endprodukt erhalten. Vorinstallierte Programme wie IMovie oder WindowsMovieMaker können demgegenüber genutzt werden, um am PC oder Laptop Videoclips zu bearbeiten. Darüber hinaus kann man im schulischen Kontext die Lernenden mit diesen Programmen und unter Anleitung selber Videos erstellen lassen. So werden diese von Konsumenten von Lerninhalten zu Erstellern bzw. Produzenten.

Wenn beispielsweise kurze Videosequenzen mit einer Digitalkamera oder dem Handy aufgenommen wurden und am Computer bzw. Laptop mit dem Schnittprogramm bearbeitet werden sollen, müssen diese Daten transferiert werden. Hier eignet sich eine SD-Karte bzw. für moderne Smartphones eine Micro/Mini SD-Karte mit einem entsprechenden Adapter. Für einen guten Datentransfer empfiehlt sich eine SD-Karte der aktuellsten Version (z.B.: SDXC-Card „Secure Digital Extended Capacity“). Sie sollte mindestens 32GB Speicherplatz und die neuesten Standards ab Klasse UHS-I mit mindestens 10MB/s Datentransfer sowie ein hohes Lesetempo (bis 104 MB/s) besitzen. Ideal sind insgesamt Modelle mit hohen Geschwindigkeitsklassen und möglichst viel Speicherkapazität.

Die Daten können dann von der jeweiligen SD-Karte auf den Computer gespielt, in das Schnittprogramm exportiert und anschließend bearbeitet werden. Je nach Bedarf oder variierenden Vorrausetzungen kann dies evtl. auch über Cloud-Dienste oder eine Übertragung via USB-Stick vorgenommen werden. Bei Cloud-Diensten gilt es vorab jedoch dringend Themen wie den Datenschutz, den Serverstandort und den genauen Speichervorgang zu prüfen.

Auch im Bereich der Distribution eines fertiggestellten Erklärvideos kann auf unterschiedliche Varianten zurückgegriffen werden. Es sollten in dem Zusammenhang vorab bedacht werden, welche Ressourcen den potenziellen Konsumenten zur Verfügung stehen und mit welchen Hilfsmitteln diese auf das produzierte Video zugreifen können.

Bei der Verbreitung von Erklärvideos gibt es unterschiedliche Wege: Beim Export einer finalen Videodatei sollten primär gängige Formate wie beispielsweise mp4 ausgewählt werden. So kann garantiert werden, dass möglichst viele Nutzer Zugriff darauf erhalten und in der Lage sind, die Datei zu öffnen. Falls der Datenschutz es zulässt können Videos natürlich auch über Kanäle wie YouTube, Vimeo etc. geteilt werden. Hier gibt es zum Beispiel bei der Plattform YouTube die Möglichkeit, Videos „nicht gelistet“ hochzuladen, dann können lediglich Personen mit einem entsprechenden Link auf das Video zugreifen und es ist nicht öffentlich einsehbar. Via HTML Code, welchen einige onlinebasierten Programme bei der Fertigstellung ausgeben, können Videos auch direkt in die interne Lernplattform oder Website eingebunden werden.

In der heutigen Zeit lassen sich viele spannende Projekte in dem Feld des videobasierten Lernens realisieren, ohne dabei zwingend auf professionelle oder kostspielige Technik zurückgreifen zu müssen. Mit den aktuellen Gegebenheiten ist fast jeder in der Lage, motivierende Erklärvideos umzusetzen. Wichtig dabei ist, ein qualitativer Anspruch an das finale Produkt.